Zeckenstich - FSME - Borreliose

Liebe Patienten,
in der Zeit von April / Mai bis September / Oktober sind Zecken aktiv.
Die Zecken - zu deutsch: gemeiner Holzbock - sitzen an Gräsern und anderen bodennahen Pflanzen und werden von Mäusen und anderen Warmblütern (also auch von Menschen) abgestreift. Sie wandern noch stundenlang auf dem Körper umher, um sich dann in weiche, warme Haut zu bohren und Blut zu saugen. Das geschieht unbemerkt, weil sie ein örtlich wirksames Schmerzmittel mit dem Speichel abgeben.
Die häufigste dabei übertragene Krankheit ist deutschlandweit die Borreliose. 5 bis 30 % der Zecken haben Borrelien im Darm. Innerhalb der ersten 14 Stunden nach dem Zeckenstich gelangen noch keine Bakterien über den Speichel in den "Wirt". Wenn man also die Zecken schnell findet und entfernt, ist eine Borrelieninfektion höchst unwahrscheinlich!!
Wenn Sie sich in der Natur aufgehalten haben (in allen Teilen Deutschlands!), dann sollten Sie jeden Abend Ihren Körper nach Zecken absuchen und diese ggf. gleich entfernen. Fassen Sie dazu den Zeckenkörper möglichst dicht an der Haut mit einer schmalen Pinzette (zur Not auch mit den Fingernägeln) und heben die Zecke langsam unter leichtem Drehen hoch. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Sie beim Herausziehen möglichst nicht den Zeckenkörper quetschen. Benutzen Sie vor dem Entfernen kein Desinfektionsmittel, Öl, Klebstoff o.ä.!
Kommen Sie bitte zu uns, wenn Teile der Zecke in der Haut bleiben oder wenn sich in den nächsten Tagen bis Wochen eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle entwickelt.
Wenn die Zecke länger saugt, dann kann als Zeichen der Borrelieninfektion als Frühstadium solch eine Wanderröte oder Erythema migrans auftreten. Das Risiko hierfür beträgt 0,5 bis 1,5 % aller Zeckenstiche. Die Behandlung besteht in einer zwei- bis dreiwöchigen Antibiotikatherapie.
In späteren Stadien einer Borreliose können Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Magen-Darm-Probleme, Gelenkentzündungen, Hirnnervenausfälle und unterschiedliche Organstörungen auftreten. Auch die späteren Stadien der Entzündung kann man noch gut mit Antibiotika behandeln.
Einen Impfstoff hat man leider bisher noch nicht herstellen können.
In Bayern, Baden-Würtemberg, Südthüringen und Südhessen (langsam dehnt sich das Gebiet nach Norden aus, 2022 schon bis südwestlich von Berlin), sowie in den südlichen, östlichen und nordöstlichen Nachbarländern kann eine FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis = Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns) durch Zeckenstich übertragen werden. Dies ist eine Virusentzündung, die häufig sehr leicht, manchmal mit Gliederschmerzen und Fieber, aber leider gelegentlich auch mit Hirnentzündung einhergehen kann. Jährlich werden in Deutschland 200 bis 300 (ii den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren es doppelt so viele) solche Komplikationen gemeldet. Bei 3 bis 10 % der Patienten sind bleibende Schäden zu erwarten.
Die FSME-Viren sitzen in den Speicheldrüsen der Zecken und können schon ganz zu Beginn des Blutsaugens übertragen werden. Aber das Risiko einer Erkrankung lässt sich durch schnelles Entfernen der Zecke noch deutlich reduzieren!
Eine spezielle Behandlung ist nicht möglich, deshalb ist die vorbeugende Impfung wichtig für alle, die sich dort öfter in der Natur aufhalten. Vor allem Ältere erkranken manchmal schwer, bei Kindern kommt es nur selten zu einer heftigeren Entzündung.
Beide in Deutschland verwendeten Impfstoffe sind gut wirksam und gut verträglich - im Gegensatz zu früher eingesetzten, inzwischen aus dem Handel gezogenen Impfstoffen, die gelegentlich sehr hohes Fieber mit Fieberkrämpfen verursachten. Unangenehmere Komplikationen mit Nervenstörungen sind bei den jetzigen Impfstoffen eine extreme Seltenheit. Dieses theoretische Restrisiko ist der Grund, warum man nicht unnötig z.B. in Mittel- und Norddeutschland gegen FSME impft.
Zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten Impfung ist eine zweite notwendig. Ein wirksamer Schutz wird vom Körper zwei Wochen nach der zweiten Impfung aufgebaut. Für einen Langzeitschutz muss eine dritte Impfung nach 9 bis 12 Monaten erfolgen.
Alle fünf bis zehn Jahre - bei über 50-Jährigen vorsichtshalber alle drei bis fünf Jahre - muss der Schutz mit einer einzelnen Impfung aufgefrischt werden.
Für alle Menschen, die sich in Süddeutschland aufhalten - auch zum Urlaub - werden sämtliche Kosten im Zusammenhang mit dieser Impfung von den Krankenkassen übernommen.
Aufklärungen zur Krankheit, der Impfung, möglichen Nebenwirkungen, Auffrischimpfungen usw. finden Sie auch hier: http://www.forum-impfen.de/patienten-infos/86-patientenaufklaerung.html
Wie bei allen Verletzungen sollte Ihre letzte Auffrischungs-Impfung gegen Tetanus nicht länger als fünf Jahre zurückliegen.
In diesem Zusammenhang kontrollieren Sie bitte einmal Ihren Impfschutz gegen Masern:
Kinder und Jugendliche sollen zwei Impfungen bekommen haben - möglichst als Kombinationsimpfstoff gegen Masern-Mumps-Röteln.
Erwachsene nach Geburtsjahrgang 1970 sollen gleich eine Impfung bekommen, wenn in der Kindheit nicht zwei Impfungen durchgeführt wurden. Bei Beschäftigung in Gesundheitsberufen oder Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Kitas oder Schulen) muss auch eine zweite Impfung erfolgen.
Masern ist keine harmlose Krankheit, kann zu bleibenden Hirnschäden und selten sogar zum Tod führen. Wegen der leider zu geringen Impfbeteiligung ist diese Krankheit immer noch nicht ausgerottet!
In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme der Masern-Infektionszahlen gemeldet worden - insbesondere auch in Berlin!!
Bleiben Sie gesund,
Ihr Praxis-Team